Gegenwärtig darf sich der Blumenkorso von Sint Jansklooster zu den besten drei in den gesamten Niederlanden zählen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sich das Blumenspektakel zu einem gut besuchten und äußerst beliebten Event entwickelt hat. Bis das farbenprächtige Schauspiel diesen Bekanntheitsgrad erlangt hatte, war es allerdings ein langer Weg.
Königin Wilhelmina ist es zu verdanken, dass der Blumenkorso ins Leben gerufen wurde. In Gedenken an ihren Geburtstag veranstaltete der Verein ‚Christelijke Oranjevereniging’ von Sint Jansklooster jedes Jahr ein Dorffest. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde unter anderem ein Umzug geschmückter Bauernwagen mit kostümierten Teilnehmern abgehalten. Dieser von Jahr zu Jahr wiederkehrende Brauch fand mehr und mehr Anklang in der Bevölkerung. Viele Familien arbeiteten hingebungsvoll daran, den Umzug von Jahr zu Jahr schöner zu gestalten.
Im Jahre 1968 kam dann der endgültige Durchbruch. Eine Idee aus Lichtenvoorde wurde damals übernommen und die Verwendung von Blumen zu einem festen Bestandteil des Umzugs. Teile der Wagen wurden mit Gladiolen geschmückt. Der Trend fand schnell Nachahmer und innerhalb kürzester Zeit gab es nur noch Wagen, die mit vielen verschiedenen Blumen dekoriert waren.
Nachdem sich der anfangs allegorisch zu verstehende Umzug zu einer Blumenparade gewandelt hatte, schienen der weiteren Entwicklung keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. An die Stelle von Familien traten Gruppen von Freunden, die Bauernwagen wurden von selbst hergestellten Fahrgestellen abgelöst und die bunt gemischten Blumen wichen eigens gezüchteten und importierten Dahlien. Die wichtigste Veränderung aber war die Einführung von Stahlkonstruktionen im Jahre 1980. Dadurch wurde es möglich, auch sehr komplizierte Formen nachzubilden.
Diese Innovation hatte weitreichende Folgen für den Korso. Eine flüchtig dahingeworfene Skizze allein reichte nun nicht mehr aus. Bauzeichner und Künstler wurden engagiert, um den Ideen der Korsobauer Gestalt zu geben. Komplett ausgearbeitete Zeichnungen, auf denen jedes Detail sorgfältig dargestellt wurde, waren das Ergebnis. Heutzutage hat jede Korsogruppe ihren eigenen Konstrukteur. Sogar Modelle werden angefertigt.
Die Bevölkerung war begeistert. Jeder leistete seinen Beitrag dazu, dass die Blumenparade zum Höhepunkt des Jahres wurde. Helfer strömten in Scharen in die Scheunen und Schuppen, um die Dahlien innerhalb von zwei Tagen auf den Kunstwerken zu befestigen. Dank der außerordentlich großen Unterstützung wurde es möglich, immer größere und höhere Wagen zu bauen. Die Folge war, dass die Route rund um Sint Jansklooster und seine weitere Umgebung verkürzt wurde, was dann letztendlich zu der heutigen Strecke führte.
1987 gab es eine weitere Neuerung. Wurden die Blumenwagen zuvor noch mit Traktoren und später Autos gezogen, konnten sie sich nun aus eigener Kraft fortbewegen. Die Verwendung von LKW- und Busfahrgestellen ist mittlerweile bei den Konstruktionen der Korsowagen nicht mehr wegzudenken.
Auch auf die Darstellung auf den Wagen und rund um die Blumenkreationen wurde immer mehr Wert gelegt. Das bloße Schneidern von Kostümen genügte nun nicht mehr.
Große Gruppen von Darstellern versammelten sich auf den und um die Korsowagen herum, und es wurden richtiggehende Theaterstücke aufgeführt. Inzwischen werden sogar ganze Szenarien geschrieben. Die sich hieraus ergebenden Choreographien und Musicals verleihen dem Korso – in Kombination mit Licht, Rauch, Musik und Ton – eine ganz neue Dimension.
Dass der Blumenkorso von Sint Jansklooster das Niveau eines einfachen Dorfumzuges hinter sich gelassen hatte, blieb nicht unbemerkt. Die Berichterstattung in Zeitung, Radio und Fernsehen bewog viele dazu, sich selbst einen Eindruck von dem Blumenkorso zu verschaffen. Die begeisterten Reaktionen der Besucher sorgten dafür, dass noch mehr Menschen den Weg in das kleine Dorf fanden. Damit wurden die Eintracht und der Zusammenhalt einer fest zusammenstehenden Gemeinschaft belohnt.